Cathérine Welly

Cathérine Welly wurde in der DDR geboren. Sie lebte in Paris und reiste viel zwischen Ost- und Westwelten. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin für Film und Fernsehen in Berlin.

lyrik: Auszüge aus
„Prinz von Cursuf“

Prinz von Cursuf

Golden schimmert dein Haupt
In den flüsternd stillen Nächten

Deine Lippen
Oasen meiner Träume
Versprechen alles

Was dein gesenkter Blick
Unter Wimpern tropfen schwer
Mir verschweigt

Prinz von Cursuf gleich

Gleiten deine Schwingen
Durch mondhelle Nächte

Mein Verlangen
Gelbe Räume
In Seide hüllt!

Streicheln deiner Wimpern
Des Schlummers leise
Mich entlockt

Und süß
Der Rose Dorn
Mein Fleisch erweckt

Appollo schön

So seist Du mir willkommen
auf meiner nackt weißen
zart schönen Haut

Mondphasen weit
schauen Deine Augen
wie durch mich hindurch

Um Antwort bangend
ziehen meine Blicke
ohne Worte
tonloses öffnen
Deiner Lippen
auf mich

Appollo schön
du liebst
was andere
nicht sehn
und du kannst
Wege beschreiten
die andere
nie gehn

„für die Göttlichkeit,
die manche Menschen haben
und die ich in jedem suche“

l’heure bleue

Süße Ahnung
durchzieht schwebend
meinen Tagtraum
im Schleierkleid

l’heure bleu

Abendkühle
Schleierdüfte
durch die Räume
meines Herzens ziehn

Hiddensee V

Fünf Pferde
jagen am Strand
entlang,
wie getragen
von Geisterhand.

Gelb der Raps
ihnen
im Rücken blüht
Wellengischt
die Hufe umspült.

Heimat

Der freßorgie entfliehend
beim champagner verweilend
die letzten stunden überschauend
die letzten momente genießend
dem ende wissend entgegen sehend
und trotzdem

schon jetzt das hier sein bedauern,
meine Heimat,
hier findet meine seele endlich ruh
immer wirst Du die oase
all meiner träume und leiden sein
glücklich, es jetzt schon zu wissen,
weine ich vor trauer,
nur immer Dein gast zu sein.

lyrik: Auszüge aus
„Pages de Paris“

moment

losgelöst von allem
ertrinkend im leben
himmelhoch schwebend
eine handbreit
über dem boden

der erste tag

die straßen sind klein
verwinkelt die häuser
alle nationen
und der himmel
rosé

auf der straße
dunkel schimmert wasser
verfolgt von blicken
sanft
wie der abendwind

Adieu!

Vor dem Café das Licht bescheint
Dein einst so geliebtes Gesicht
Es fällt mir nicht leicht
Zu sagen: Adieu
Und doch: Bon chance!

Das Leben geht weiter
Straße, Leute
Flimmerndes Kinolicht
Lachen und weinen
In einem Gesicht

lyrik: Auszüge aus
„Traumblicke“

Das Einhorn

Deine sonnigen küsse
auf meiner heissen haut
dein sanfter atem
kühlt mich weich

Du durchströmst mich
und entfachst erneut
mondphasen weit
meinen traum

Sehe dich im zwielicht
unter blättern in allen rot
spätsommerfäden wirken dir
dein immer zartes kleid

Durch grüne hallen
ohne echo
schreitest du
auf unsichtbarem weg

Im nebel steht das Einhorn
unsere blicke treffen sich
dein kuss fesselt mich
flüsternd raschelt das laub

Schatten

Hallen die klänge
vergessener tage
wie schritte auf stufen
zu treppen ins nichts

Sind die farben
verschwommen in weiß
wie der schatten
eines vergessenen im licht

Bleiben die worte
verstummender blicke
wie zeugen ohne erinnerung
im tal des ungeborenen ichs

Gefangen im Turm

Der einsamkeit
schlagen wogen
krachend an die wand
aus stein und eis

Verdunkeln sonnenflecken
fenster in die weite
ein lufthauch zieht
den duft der ferne nah

Befreit greifen gedanken
in den tau des tages
und lechzen nach dem
regen der nacht

Dazwischen

Regentropfen fallen schwer
zu wallendem haar
blau liegt der morgen
in der umarmung der nacht

Klar sind die höhen
über nebelvollen tälern
dampfend atmet das nass
seufzend im licht

Über abgründen hängt
mein einsam ich
im wanken zwischen
tag und nacht

Brennen die lider
in ungeweinten tränen
sehnt sich die seele
zu küssen den tag

der mond

der mond ist halb gehangen
und alle seelen bangen
was ist
und was bleibt
da

die sichel still und schneidend
das ende silber bleibend
am himmel
hoch und
klar

der mond ist halb gehangen
und alle wünsche prangen
am himmelszelt
so hell und
nah


plot: “Die Perlenfischerin”

EXT. IM BOOT AUF DEM MEER - TAG

Die Sonne steht im Zenit. Der Ozean ist ein Spiegel. JEAN-CLAUDE, ein alter, bronzebrauner Mann sitzt im Boot und begießt in mäßigen Bewegungen das Segel mit Wasser. Es weht kein Wind. Plötzlich schießt aus dem Wasser eine junge Frau empor. AYSIN hält sich am Bootsrand fest und reicht dem alten Mann lachend eine Handvoll Muscheln. Er nimmt die Muscheln und legt sie auf die Planken. Seine großen braunen Hände gleiten tastend über die ausgeblichene Leinenhose. Er findet ein abgegriffenes Messer und öffnet damit vorsichtig eine Muschel. Im weiß-grünen Fleisch der Auster liegt eine Perle. Mit seinen braunen, feingliedrigen Fingern legt er sie frei. Er schaut auf und lacht Aysin an, dabei neigt er leicht den Kopf zurück. Seine Zähne strahlen in der Sonne wie Perlen. Aysin lacht zurück. Sein schallendes Lachen erklingt, aus dem gleißenden Sonnenlicht heraus erscheint der Titel:

Die Perlenfischerin

EXT. IM BOOT AUF DEM MEER - TAG

Aysin sitzt im Boot, eine schöne junge Frau, die gerade noch ein Mädchen war. Sie schaut sinnend auf Jean-Claude, dann schweift ihr Blick über das Meer. Eine Frauenstimme spricht

Fang mich ein
Meine Angst wird ein Lächeln
Wann?

Höre auf dich zu analysieren, sagt die Mutter
Aber ich kann nicht nur spielen, sagt das Kind
Wo bleibt die Sinnlichkeit, fragt die Frau
Was schaust du so ängstlich, sagen alle Drei
Solange du dich im Anderen suchst
Bist du nicht erwachsen, sagt die Greisin
Und die Perlenfischerin fragt
Was ist erwachsen, wenn man dafür alles aufgeben muß

Und dann kam der alte Südamerikaner
Tanzte mit seinem Bierglas Tango
Schaute mich an und sagte
Jeder Mensch kann tanzen

Zur Frauenstimme kommt jetzt Aysins Stimme als Mädchen hinzu, sie sprechen zusammen:

Und was ist

Aysins Stimme als Mädchen spricht allein fragend weiter:

Wenn ich mehr Fisch als Mensch bin
Sind die Fische den Wolken nicht näher als den Menschen?

(CONTINUED)


prosa: “der mann und die Stasi”

Es war eine wohnung im hinterhaus, ganz oben, mit blick in den grauen hof.
Es war osten und gleichzeitig westen. Wir schliefen zusammen gedrängt auf einem klappsofa. Durch die unbequeme lage war ich immer wieder wach und schaute neben mich. Da lagen zwei männer und neben denen ein päarchen. Der junge lag halb auf seiner freundin, mit dem rücken zwischen ihre beine gelehnt. Seine beine winklig auseinander geklappt saß er nackend da. Unweigerlich mußte ich auf seinen halbsteifen schwanz und seine rosette schauen und sagte etwas, daß ich vor schreck über diesen anblick nicht verstand.

Seine freundin grinste. Abwesend schaute sie aus dem fenster auf die bröckelnde hausfasade. Die beiden männer schliefen fest. Alle nackend, auch ich. Anscheinend war es sommer. Irgendwann stand der mann neben mir auf. Ich hatte das gefühl, ihm verbunden zu sein und es war wohl auch seine wohnung. So ging er nach gastgeber art einkaufen für das frühstück. Das päarchen äußerte den wunsch nach melonen und blumen.Träge standen wir auf und zogen uns an. Es schien mir lange, bis er wiederkam.

Die sonne stand schon hoch und knallte direkt in das zimmer. Es entstand dieser typische geruch des sommers in ostberlin. Nach alten dielen, muffiger feuchte und kaltem tabakrauch. Diesige, von der sonne noch nicht verbrannte, morgenluft mit meinem fahlen geschmack  nach viel wein und zigaretten der letzten nacht und zu wenig schlaf. Auf den brand das muffige leitungswasser.

Als ich wieder geradeaus denken konnte, überkam mich ein unruhiges gefühl.
Er war noch immer nicht zurück. Ich ging zum fenster und schaute hinunter auf den schattigen hof. Ein altes auto stand dort und drei männer in mänteln und hüten.

Schlagartig erinnerte ich mich an alles zuvor. Wir waren hier um uns zu verstecken. Genauer gesagt mußte er sich verstecken und wir waren gestern abend nur mitgegangen. Ich erinnerte mich auch an seinen frohen und erleichterten blick, als wir sagten: „dann gehen wir eben zu dir“. Mit einem leichten lächeln sagte er, daß es nicht seine wohnung sein und er sich nie länger als  zwei drei tage an einem ort aufhalten könnte. Wir verstanden sofort sein problem und der mann, wie das päarchen und ich sagten ihm neuen unterschlupf zu.

Er war ein schöner mann. Sein kurzes schwarzes haar war leicht gelockt und sein ausrassierten brauner nacken könnte mich zum beißen verführen. Schlicht gekleidet und gepflegt in seiner erscheinung bewegte er sich elegant. Mit einer bestimmenden art die ruhig, fast lässig war. Seine schwarzen augen schauten klug und warm.

Versonnen sah ich ihn vor mir und da kam er auch schon. Schwer atmend mit einem unbekümmertem lächeln „Es ging nicht schneller, ich mußte über die dächer.“ stand er vor mir. Aufgeregt sein eingekauftes ablegend „Unten ist alles voller kontrollen bis zur Schönhauser hoch.“ Dann mit einem beruhigendem lächeln „Aber mich hat niemand gesehen. Ich bin instinktiv entgegengesetzt gelaufen. An der Brunnenstraße weiß noch niemand was los ist und so konnte ich schnell einkaufen. Das reicht für ein paar tage.“

Heiß fuhr es mir durch den magen. Plötzlich begriff ich, auf was ich mich weinseelig eingelassen hatte. Völlig klar und nüchtern schaute ich auf die anderen drei. Der mann schaute mit großen augen und halboffenem mund auf ihn und sein erzählen,
Das päarchen räumte ziemlich unbeteiligt die schlafstätte zusammen.
Mir fiel ihr rock auf. Das braun gefiel mir gar nicht. Sie mühten sich unbeholfen das klappsofa zum sofa hoch zu klappen. Mein unwohles gefühl blieb an der frau haften. Sie gefiel mir nicht. Angstheißer atem stieg mir aus dem magen in die kehle. So blöd war niemand, daß er ein klappsofa nicht hoch kriegte.

Ihre bemühungen das zu schaffen wurden unterbrochen. Er trat mit einem großen eingewickelten strauß auf sie zu und lächelte „Melonen konnte ich nicht bekommen, blumen gab es auch nicht“ Dann wickelte es den strauß in seinem arm mit der linken hand aus und sagte mit einem stolzen lächeln „Aber ich habe einen wunderschönen strauß trauben bekommen können“ Auf seinem arm lagen dunkelblaue, fast schwarze, pralle traubentrosche. Ein herrliches bild und ich sah nur ihn mit diesen trauben. Er war der süden, sein schönes lächeln, seine wärme.Er war der süden, der geruch, das meer und die sonne.

Ich konnte alles sehen. Heftig wurde ich aus meinem tagtraum gerissen. Hartes kloppfen an der tür. Ruckartig schaute ich auf die frau. Zu ihrem blöden braunen rock hatte sie jetzt in der gleichen häßlichen farbe eine langärmlige jacke an. Bei dieser wärme dachte ich und gleichzeitig schoß es mir durch den kopf „Sie hatte uns verraten!“ Das kloppfen wurde stärker und ihre haltung vor ihm mit den trauben war der beweis. Neben ihr stand unsicher ihr freund.
Trostlos hingen seine hände in der warmen sonnendurchfluteten luft. Ich konnte in seinen händen den schweiß auf den linien sehen und hatte das dumpfe gefühl betrogen worden zu sein. Angestrengt überlegte ich was wirklichkeit war und was traum.
Ich wußte, seit jahren haben wir westen Es gab keinen osten mehr mit stasi und doch war mein gefühl in dieser situation tiefer osten.

Zurückschauend sah ich die frau sich vom bücken am klappsofa aufrichten. Er satnd mit dem unausgewiclkeltem strauß vor ihrem freud und sprach lächelnd zu ihm. Die frau trat in ihrem braunem rock rechts neben ihren freund und so stand das päarchen in gerader haltung, zu gerader haltung, nebeneinander wie eine wand so steif vor ihm. Diese konstelation hatte etwas bedrohliches an sich und erinnerte mich an fahnenappell und verhör.

Er war sich dieser situation überhaupt nicht bewußt. Erst das kloppfen beunruhigte ihn. Ehe er sich umdrehen konnte flog die tür mit einem knall auf.
Die drei männer vom hof kamen herein, sich ihrer sache vollkommen sicher.
Die frau im braunen kostüm nickte mit einem blick auf ihn. Die männer traten von hinten auf ihn zu und hakten sich in seine arme ein. Die trauben fielen auf die dielen und kullerten ziellos auseinander. Ich wollte schreien. Kein laut kam. Seine aufgerissenen augen, noch mit dem schimmer von freude über seinen erstandenen strauß verfinsterten sich und glitzerten hart, plötzlich in haß. Sich von dem päarchen abwendend schaute er mich an und ich verstand seinen fragenden blick.“Das ist doch alles theater. Wir haben ’96. Was wollen die denn? Wer sind die überhaupt?“ Da fiel mir ein, das ich seinen namen nicht wußte. Erregt schaute ich ihn an. Seine lippen bewegten sich. Aber es kam kein wort. Ich starrte ihn an.

Heiß drückte es mir die kehle zu. Mein blick verschleierte sich. Machtlos stand ich und eine träne rann mir über das gesicht. Leise fragte ich die frau „Was wollen sie von ihm“ „Das geht sie nichts an.“ Sie dutzte mich nicht mehr. Wut stieg in mir auf. So ein mieses stück, mich so zu verarschen. Da grinste sie mich an mit diesem abwesendem blick. „Jedem das seine.“ Ich trat einen schritt auf sie zu. Es knallte fürchterlich. Einen schlag vor den hals bekommend, sah ich sekundenlang garnichts. Dann zerrte mich jemand grob am arm. Stolpernd rannten meine beine aus der wohnung. Eine hand riss mich die treppen hinauf. Auf dem dach knallte er die eisentür zu und riegelte ab. Tief atmend stand er vor mir.

prosa: “trois hommes”

Ein stattlicher Mann schreitet durch den regennassen Wald. Im Laub, an den Stamm einer dicken Buche gelehnt, kauert ein Halbverhungerter. Als er das Gesicht aus der Umarmung seiner Arme löst und auf den Fremden schaut, fragt der:
„Auf was wartest du?“
„Auf meinen Bruder, den heiligen Mönch.“
„Er ist nicht heilig.“
„Doch. Hier erschien er mir.“
„Er ist wahnsinnig. In der Irrenanstalt.“
Ungläubig schaut der Schmächtige in die Krone des Baumes. Tränen rinnen ihm über das stoppelbärtige Kinn. Leise fügt der Fremde hinzu:
„Ich habe ihn selbst dorthin gebracht.“
Sinnend streicht der Schmächtige mit dem Handballen auf seinem Ledergurt hin und her. Da sagt der Fremde:
„Komm, der du so um des Bruders Leid dort schmachtest! Willst du nicht das Schwellen spüren?“
Der Schmächtige schaut in die fliehenden Augen des Fremden. Nur die Stimme gibt ihm halt. Langsam löst er sich aus dem schatten des Baumes und folgt, wie von fremder Hand getragen, dem kräftigen Mann.


scriptconsulting: Eine Idee haben ist die eine Sache,
ein Drehbuch schreiben eine andere.

Ist ein Drehbuch zu lang, wie kürzt man es, was streicht man raus?
Sind die Figuren zu farblos oder zu passiv gezeichnet?
Wie erzählt man seine Geschichte spannend?
Und ist es wirklich das, was man erzählen will, was man da schreibt?
Fragen über Fragen ...

Ich berate Sie, analysiere und dramatisiere Ihre Stoffe!
Kontakten Sie mich! Ich freue mich auf Sie und Ihre Fragen!


kontakt: Cathérine Welly

catérine welly
Catherine Welly wurde in der DDR geboren. Sie lebte in Paris und reiste viel zwischen Ost- und Westwelten. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin für Film und Fernsehen in Berlin.

contact: info@welly.de

Impressum

Steuernummer: 31/585/63012

Haftungsausschluß: Alle Rechte vorbehalten. Texte, Bilder, Grafiken, Sound und Videos auf dieser Seite unterliegen dem Schutz des deutschen Urheberrechts und anderer Schutzgesetze. Sie sind entweder Eigentum von uns oder werden mit Genehmigung Dritter verwendet. Finden sich auf diesen Seiten ungekennzeichnete, durch fremdes Copyright geschützte Bilder, Grafiken, Sound oder Text, dann konnte das Copyright des Urhebers nicht sicher festgestellt werden. Für diesen Fall der unbewussten Verletzung eines Copyrights werden wir das entsprechende Objekt nach Benachrichtigung von dieser Seite entfernen oder durch die Genehmigung des Urhebers kenntlich machen. Der Inhalt dieser Webseite darf nicht ohne vorherige schriftliche Zustimmung zu privaten oder kommerziellen Zwecken kopiert, verbreitet, veröffentlicht, verändert oder Dritten zugänglich gemacht werden. Verstösse werden strafrechtlich verfolgt.